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Alex ging in die Hütte, die nur aus einem einzigen Raum bestand, und schloss die Tür hinter sich, damit die Kälte draußen blieb und weil sie eine Minute für sich allein brauchte, um mit dem Aufruhr ihrer Gefühle fertigzuwerden. Sie leimte sich gegen die verwitterte Türplatte und stieß einen langen, zitternden Seufzer aus. „Reiß dich zusammen, Maguire.“

Sie wollte sich vormachen, dass der Kuss gar nichts bedeutete. Dass Kade sich zuerst zurückgezogen hatte, sollte ihr doch sagen, dass sogar er es für eine schlechte Idee hielt, wenn die Dinge zwischen ihnen zu heiß wurden. Nur waren sie das schon. Mehr als heiß, und dass sie so tat, als wäre es nicht so, änderte gar nichts an der Sache. Alex konnte gar nicht so weit weglaufen, um dem Verlangen zu entkommen, das sie für Kade empfand. Und, unglaublich, aber wahr - sie wollte  gar nicht vor diesem Gefühl davonlaufen. Zum ersten Mal in ihrem Leben gab es etwas, das ihr eine Riesenangst einjagte, ohne dass sie davor weglaufen wollte.

Nein, es war sogar noch schlimmer. Ihre Gefühle für Kade brachten sie dazu, dass sie ihm noch näher kommen wollte.

Und noch mehr Angst machte ihr das Gefühl, dass einer wie Kade so stark war, dass sie sich an ihn anlehnen, sich ihm gegenüber öffnen konnte - und zwar wirklich öffnen konnte -, dass Kade einer war, dem sie alles anvertrauen konnte, was sie so lange in sich begraben hatte. Ein Teil von ihr wollte glauben, dass er vielleicht der Mann war, der stark genug war, um mit ihr zusammen allen Stürmen zu trotzen, selbst wenn darin Monster tobten, die Nacht Zähne hatte und der Wind brüllte, blutdurstig vor Hunger.

Kade würde das mit ihr durchstehen.

Das spürte Alex auf dieselbe instinktive Art, wie sie es immer gewusst hatte, wenn jemand sie anlog. Und auch wenn sie ihn nicht lesen konnte wie andere Leute, sagte ihr derselbe innere Sinn, dass das eben daran lag, dass Kade nicht wie andere Leute w ar.  Er war anders als jeder Mann, den sie je getroffen hatte oder jemals treffen würde.

Derselbe seltsame, aber untrügliche Instinkt hatte sich auch während des Hinfluges gemeldet, als sie so kurz davor gewesen war, ihm die Wahrheit zu sagen - die ganze Wahrheit, warum sie und ihr Dad aus Florida geflohen waren. Die ganze Wahrheit, was genau ihre Mom und ihren kleinen Bruder getötet hatte.

Es war schwer gewesen, gegen den Impuls anzukämpfen, sich Kade anvertrauen zu wollen, und als sie ihm die übliche Notlüge vorgesetzt hatte, die sie sonst ohne die leisesten Gewissensbisse so vielen anderen erzählte, hatte sie sich schrecklich dabei gefühlt, Kade gegenüber nicht ehrlich zu sein.

Man stelle sich mal vor - sie hatte allen in Harmony, die sie von Kindheit an kannten, einige der grundlegendsten Fakten über sich verschwiegen. Und jetzt war sie nach nur ein paar Tagen Flirten mit einem Fremden bereit, sich ihm völlig anzuvertrauen.

Nur dass Kade jetzt kein Fremder mehr für sie war. Er hatte sich nie wie einer angefühlt, nicht einmal in der ersten Nacht in der Kirche, als seine silberhellen Augen sie über den ganzen Raum hinweg angesehen hatten.

Und wenn das, was sie in der ganzen Zwischenzeit getan hatten, nur Flirten war, warum hämmerte dann ihr Herz jedes Mal gegen ihr Brustbein, wenn sie in seiner Nähe war? Warum hatte sie gegen alle Logik und Vernunft das Gefühl, dass sie zu diesem Mann gehörte?

Als sich jetzt die Schrecken ihrer Vergangenheit und die Unsicherheit ihrer Zukunft auf sie herabsenkten, brauchte sie etwas Starkes und Warmes zum Festhalten.

Nicht etwa irgendwas oder irgendjemanden ... sondern ihn.

Sie brauchte jetzt Kades Wärme und Stärke - selbst wenn es nur für eine kleine Weile war.

 

Im Holzschuppen hinter der Hütte war ein ordentlicher Vorrat von gut abgelagerten gespaltenen Scheiten aufgestapelt, trocken gehalten in dem engen Schuppen mit Henry Tulaks Initialen über der Tür. Es war in der Wildnis üblich, dass Wanderer füreinander sorgten, Brennholz und Lebensmittel für die Nächsten daließen und das Land respektierten, um es zu bewahren, sowohl für die anderen als auch für sich selbst.

Als sich Kade aus dem Holzvorrat bediente und Scheite beiseitelegte, überlegte er, was er als Gegenleistung für das Brennholz dalassen konnte, das er für Alex in der Hütte verbrennen würde. Er kniete sich hin und öffnete den Reißverschluss seines Ledersacks. Das Einzige darin, was anderen in der Wildnis nützlich sein konnte, wären seine Waffen, aber seine Pistolen, mit denen er Rogues verdampfte, waren viel zu wertvoll, um sie zurückzulassen.

Dann eben ein Messer. Er hatte mehrere in seinem Bündel.

Als er in den Ledersack griff und eine Klinge suchte, von der er sich trennen konnte, blieb sein Stiefelabsatz an einem harten, weißen Gegenstand hängen, der zwischen den Bodenbrettern des Holzschuppens eingezwängt war.

„Was zum …?“

Er ging zur Seite, um besser zu sehen, was er da womöglich mit dem Absatz zermalmt hatte. Es war ein Bärenzahn. Das lange, scharfe Elfenbeinstück war tief zwischen zwei Bretter getrieben, als hätten schon zahllose Stiefel vor ihm ihn immer tiefer hineingetreten. Aber es war nicht der Zahn selbst, der Kade das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es war das dünne geflochtene Lederband, an dem er hing.

Genau so ein Lederband war auch an einem anderen Bärenzahn angebracht, den er erst vor Kurzem gesehen hatte.

Demjenigen, den er in Seths privatem Schatzkästchen gefunden hatte, verkrustet mit eingetrocknetem Menschenblut. Die grausige Andenkensammlung eines Killers.

Sein Bruder war hier gewesen.

Himmelherrgott ... hatte Seth den Mann getötet, dessen abgenagte Überreste man hier letztes Jahr gefunden hatte?

Kade wollte den Beweis in seiner Hand als bloßen Zufall abtun, aber die Kälte, die sich in seiner Brust ausbreitete, sagte ihm, dass sein Zwilling letzten Winter genau hier gewesen war, wo Henry Tulak seinen letzten Atemzug getan hatte.

„Hundesohn“, flüsterte Kade. Obwohl er schon seit seiner Ankunft in Alaska Beweise dafür gesucht hatte, fühlte Kade sich elend.

Jetzt, wo es keinen Zweifel mehr gab - er spürte eine Gewissheit, wie sie nur ein eineiiger Zwilling haben konnte -, konnte er nicht mehr abstreiten, was er schon lange in seinem Herzen gewusst hatte. Sein Bruder war ein Killer. Nicht besser als die Rogues, die Kade immer gehasst hatte und nun als Mitglied des Ordens jagte. Wut schäumte in ihm auf, nicht nur auf Seth, sondern auch auf sich selbst. Darauf, dass er immer noch glauben wollte, dass das mit seinem Bruder ein Irrtum war. In seinem tiefsten Innern wusste Kade, dass er sich nicht irrte. Dass es nun keinen Grund mehr gab, um an Seths abscheulichen Taten zu zweifeln.

Kade stocherte den Bärenzahn mit der Messerspitze heraus und hielt ihn vor sich, starrte angewidert auf den Beweis, der seinen Bruder gerade verdammt hatte. Dieser Beweis zwang

Kade nun, zu tun, was gerecht und richtig war - seine Pflicht zu tun, nicht nur dem Orden gegenüber, sondern als Mann, dessen persönlicher Ehrenkodex Gerechtigkeit verlangte.

Er musste Seth finden und seinem Morden ein Ende machen.

Er musste fort, jetzt gleich. Er war in seiner Wut und Entschlossenheit zu aufgewühlt, um mit Alex zurück nach Harmony zu fliegen; er würde seinen persönlichen Jagdzug zu Fuß beginnen, denn bis zum Sonnenaufgang um die Mittagszeit hatte er noch ein paar Stunden. Wenn nötig, würde er das ganze verdammte Hinterland zu Fuß abgehen - sich die Wölfe zu Hilfe rufen, um Seth zu finden, wenn er ihn alleine nicht schnell genug aufspüren konnte.

Kade steckte den Bärenzahn in die Hosentasche seiner Jeans und legte das Messer als Tauschgabe oben auf den Holzstapel, obwohl er für das Holz nun keine Verwendung mehr hatte. Jetzt gab es nur noch ein einziges Ziel für ihn: schleunigst hier wegzukommen und den Auftrag auszuführen, der ihn überhaupt wieder nach Alaska geführt hatte.

Bis er vom Schuppen zur Hütte hinaufgestapft war, war er ein Pulverfass von Wut und tödlicher Entschlossenheit. Aber als er die Tür der Hütte öffnete, mit einer lahmen Ausrede auf der Zunge, warum er sie hier verlassen musste, begrüßten ihn warme Luft und der warme Schein eines Feuers, das im kleinen Kanonenofen der Hütte knisterte.

Und Alex, die in einem kuscheligen Nest aus Schlafsäcken und weichen Wolldecken saß. Sie hatte ihre Zöpfe gelöst, und ihr blondes Haar fiel ihr in zerzausten Wellen um die Schultern. Die nackt waren, genau wie ihre langen, schlanken Beine, die unter der zerschlissenen Decke hervorsahen, nur spärlich von ihr bedeckt.

Herr im Himmel ... die wunderschöne, sexy Alex wartete nackt auf ihn.

Kade räusperte sich, plötzlich fehlten ihm die Worte, und die Ausrede, warum er sofort aufbrechen musste, hatte sich in Luft aufgelöst.

„Ich, äh ... ich hab in dem Eimer da drüben noch Holz und Streichhölzer gefunden“, sagte Alex. „Ich dachte, ich mach hier schon mal etwas warm.“

Warm? So heiß, wie sie war, ging Kades Körper fast jetzt schon in Flammen auf. Sein Herz hämmerte immer noch von seiner schlimmen Entdeckung im Holzschuppen, aber nun verfiel es in einen tieferen, drängenderen Rhythmus.

Beim Anblick des flackernden, warmen Feuerscheins auf ihrer glatten, seidigen Haut spürte er ein wildes Zucken in seinem Kiefermuskel.

„Alex ...“

Er schüttelte schwach den Kopf, fand die Worte nicht, um sie zurückzuweisen.

Er hatte jede Menge Gründe, warum das eine schlechte Idee war - besonders jetzt, wo die Pflicht ihn zwang, seine eigenen selbstsüchtigen Begierden beiseitezulegen und sich ganz auf die Mission zu konzentrieren, wegen der man ihn hergeschickt hatte. Aber all seine Gründe verschwanden aus seinem lustvernebelten Hirn, und sein Hunger überrollte ihn wie eine Woge. Begehren überflutete die Wut, die ihn draußen noch vor einer knappen Minute verzehrt hatte.

Das war gar nicht gut, diese Gier nach ihr. Und vom Timing her war das vermutlich der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um mit Alex vertrauter zu werden.

Zumindest dachte er das, bis sie aufstand und auf ihn zukam. Die fadenscheinige Decke, die ihren Körper lose umhüllte und die sie hinter sich herzog, klaffte nun in der Mitte auseinander und gewährte ihm bei jedem Schritt freie Sicht auf ihre endlos langen, schlanken Beine. Und als sie noch näher kam, verrutschte der dünne Stoff und enthüllte das weiche weiße Fleisch ihrer linken Hüfte. Kade sah das winzige purpurrote Muttermal in der Form einer Träne, die in die Wiege einer Mondsichel fiel. Und die ganze heikle Situation wurde schlagartig zur absoluten Katastrophe.

Sie war eine Stammesgefährtin.

Und das änderte alles.

Denn Alexandra Maguire war nicht einfach eine normalsterbliche Menschenfrau, mit der er herummachen, die er nach Informationen anzapfen und vielleicht eine Weile vögeln konnte, um dann irgendwann ihre Erinnerungen zu löschen und sie zu vergessen. Für einen seiner Art war sie praktisch ein Mitglied der Familie, eine Frau, die man respektierte und ehrte, so wertvoll wie Gold.

Sie war etwas Seltenes und Wunderbares, etwas, das er verdammt noch mal nicht verdient hatte - und sie selbst hatte davon nicht die leiseste Ahnung.

„Ach, verdammt.“ Er stellte den Ledersack auf dem Boden ab.

Die Sache mit Seth und der Orden würden eben warten müssen. „Alex, es gibt da etwas ... wir müssen reden.“

Sie lächelte ihm sinnlich und spielerisch zu. „Solange du mir nicht sagen willst, dass du eine Krankheit hast oder eigentlich auf Männer stehst ...“

Er starrte sie an und fragte sich, ob es Hinweise gegeben hatte, die ihm die ganze Zeit über entgangen waren. Aber er hatte Alex am Anfang als reine Informationsquelle betrachtet, eine unkooperative Zeugin, die er knacken musste, koste es, was es wolle. Sobald er mit ihr geredet hatte, hatte er begonnen, sie zu mögen. Und sobald er sie mochte, war es schwer, sie nicht zu begehren.

Und jetzt?

Jetzt verpflichtete ihn seine Ehre, diese Frau um jeden Preis zu schützen, und dazu gehörte auch, sie davor zu beschützen, einem Mann wie ihm in die Hände zu fallen. Er brachte sie in Gefahr, nur indem sie zusammen waren und er sie tiefer in seine Mission für den Orden hineinzog. Und - besonders seit heute - in die kranken Spielchen seines Bruders. Er hatte einen Kriegereid geschworen, und wenn er ihm auch nur halbwegs gerecht werden wollte, würde er Alex schleunigst nach Hause bringen und sich weder je wieder bei ihr blicken noch von sich hören lassen.

„Kade?“ Mit schief gelegtem Kopf kam sie näher, wartete immer noch auf seine Antwort, ihr Ton war immer noch spielerisch. „Das, äh, das ist es nicht, was du mir sagen wolltest, oder?“

„Nein. Das nicht.“

„Schön“, sagte sie und schnurrte förmlich. „Denn mir ist gerade so gar nicht nach Reden.“

Kade holte tief Atem, als sie langsam so nahe an ihn herankam, dass nur noch ein Zentimeter und ein bloßer Wollfetzen sie voneinander trennten. Und ihr Duft ... warme Haut, weibliche Erregung und die würzig-süße Note von etwas noch Flüchtigerem, von dem er jetzt wusste, dass es der individuelle Blutduft der Stammesgefährtin sein musste.

Auch ohne dieses verdammte Muttermal - zur Hölle noch mal, Muttermal hin oder her - war Alexandra Maguire eine betörende Versuchung, die wie eine berauschende Droge in seine Sinne drang.

Sie sah zu ihm auf, ihre karamellbraunen Augen dunkler denn je, tiefe Teiche, in denen er ertrinken konnte. „Ich will dich, Kade. Jetzt sofort.“ Langsam öffnete sie die Decke und zeigte sich ihm ganz, dann schlang sie die Arme um ihn und hüllte sie beide in die Decke ein. Die Hitze ihres nackten Körpers versengte ihn, prägte sich ihm wie ein Brandeisen ein. „Ich habe es satt, ständig zu frieren. Und so allein zu sein. Ich will, dass du mich berührst, Kade.

Nur jetzt. Ich will einfach nur deine Hände auf mir spüren.“

Das ließ er sich weiß Gott nicht zweimal sagen. Er wusste, welchen Mut es sie kostete, ihre Verletzlichkeit zuzugeben, sich ihm so auszuliefern. Er konnte nicht so tun, als wollte er es nicht genauso sehr wie sie. Er begehrte sie, schon seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Und jetzt gingen all seine guten Vorsätze, all seine Gedanken an Pflicht und Ehre schlagartig in Flammen auf.

Er fuhr ihr mit der einen Hand den zierlichen Rücken hinauf und hob die andere an ihre zarte Wange und die seidige Haut ihres Nackens. Ihr Puls flatterte gegen seine Daumenspitze, als er die zarte Haut über ihrer Halsschlagader liebkoste. Als er diese weiche, erotische Stelle mit seinen Fingern streichelte, schloss sie die Augen und legte den Kopf zurück, gewährte ihm so einen besseren Zugang, als klug war.

Kades eigener Puls hämmerte, jeder Schlag ihres Herzens, jedes kleine Beben ihres Körpers an ihm stachelte seine primitivsten Begierden an. Er senkte den Kopf und vergrub sein Gesicht in der Beuge ihres Halses und Schulter, wagte nur einen flüchtigen Kuss, weil seine Fangzähne sich schnell ausfuhren, seine Zunge danach gierte, sie zu schmecken. Mit einem tiefen Knurren widerstand er diesem Drang, fuhr mit dem Mund zur Vorderseite ihres Halses, dann tiefer, beugte sich hinunter, nahm eine perfekte Brust in die Hand und hob die rosige Warze an seine Lippen.

Er saugte vorsichtig, achtete darauf, sie nicht mit den scharfen Spitzen seiner Fänge zu streifen, als er die harte kleine Knospe tiefer in den Mund sog, sie mit der Zunge rollte und ihr atemloses, lustvolles Aufkeuchen genoss. Mit seiner freien Hand griff er hinunter zu ihrem süßen Po und streichelte sie von hinten zwischen den Beinen. Sie fühlte sich in seinen Armen so gut, so richtig an. Er presste sie hart an sich, glitt mit seinen Fingern tiefer, in ihre feuchte Spalte hinein. Sie war nass und heiß, ihr Fleisch hieß ihn willkommen, als er in sie tauchte.

„Oh Gott“, keuchte sie und bäumte sich ihm entgegen. „Kade ...“

Mit einem Stöhnen entließ er ihre Brustwarze aus seinem spielerischen Biss und kam zu ihren Lippen zurück, fing ihren Seufzer in einem tiefen, hungrigen Kuss. Obwohl sie genauso fiebrig war wie er, gab er das Tempo vor, drängender als beabsichtigt, aber er war schon zu weit, um es langsam anzugehen. Und er war sich auch nur allzu deutlich seiner Transformation bewusst - diese Veränderungen würde er ihr erklären müssen. Was bedeutete, dass er reden musste, woran sie gerade gar nicht interessiert war und was er momentan auch gar nicht konnte.

Während er sie immer noch küsste, seinen Mund nicht von ihrem nehmen konnte, führte er sie zu dem Nest aus Decken beim Feuer zurück. Gemeinsam entkleideten sie ihn, zogen ihm hastig Mantel und Hemd, Stiefel und Jeans aus. Kade pellte sich den Rest seiner Sachen vom Leib, als Alex ihren Kuss beendete und ihm mit der Zungenspitze seitlich den Hals hinunterfuhr. Er erbebte unter der plötzlichen Begierde, die seine Venen durchflutete, spürte, wie sein Blut durch seine Glieder und in seinen pulsierenden Schwanz schoss.

Seine Haut prickelte von der Transformation seiner Dermaglyphen,  den Hautmustern des Stammes, die sich über seine Brust und Arme bis auf seine Oberschenkel zogen. Die Glyphen, normalerweise nur eine Schattierung dunkler als seine Haut, hatten sich inzwischen vor lauter Verlangen nach Alex mit Farbe gefüllt.

„Ach, Scheiße“, knurrte er mit einem scharfen Zischen, als sie spielerisch in die empfindliche Haut unter seinem Kiefer biss. Er wusste nicht, wie viel er noch ertragen konnte. Als sie hinuntergriff, seinen Schwanz in die Hand nahm und ihn streichelte, entfuhr ihm ein tierhaftes Fauchen. Sie nahm ihn in die Hand, ihre Berührung war neugierig und fordernd zugleich, als sie den feuchten Tropfen über seiner empfindlichen Haut verstrich.

„Leg dich mit mir hin“, sagte er mit abgehackter Stimme, sein Atem ging keuchend.

Er nahm sie an den Armen und sank mit ihr auf den Boden der Hütte. Er küsste sie, als er sie sanft neben sich auf den Teppich drückte. Sie war so weich und warm an seinem Körper, ihre Arme um seine Schultern geschlungen, ihre Schenkel gespreizt, wo seine Hüften sich zwischen sie zwängten. Sein Schwanz schmiegte sich in die nasse Spalte ihres Geschlechts, wild vor Gier, tief in sie einzudringen, aber Kade spielte nur damit, glitt zwischen ihre seidigen Schamlippen, während er spielerisch mit dem Mund über den flackernden Pulsschlag an ihrem Hals fuhr. Dann griff er hinunter und nahm seinen Schwanz, rieb sein hartes Fleisch an ihr und streichelte mit seiner breiten Eichel die harte kleine Knospe ihrer Klitoris. Sie stöhnte und bäumte sich auf, um sein Tempo aufzunehmen, und spreizte die Beine, um ihn tiefer einzuladen.

Er widerstand der Versuchung, aber nur knapp.

Sie hatte ihn darum gebeten, sie zu wärmen, und das tat er, aber er wollte, dass ihr heißer wurde als je zuvor in ihrem Leben. Der plötzliche, unsagbare Drang, sich auf ihren Körper einzuschreiben - ihr Lust zu bereiten wie noch niemand zuvor -, dröhnte in seinem Blut wie eine Trommel. Das Gefühl überraschte ihn, und er zog sich etwas zurück. Aber Alex sah zu gut aus, fühlte sich zu gut an, und bevor er sich daran erinnern konnte, dass sie etwas Besseres verdient hatte, zog er eine Spur aus Küssen über ihren Körper. Er genoss jeden Zentimeter ihrer Haut, von den kleinen Hügeln ihrer Brüste zu ihrem festen, flachen Bauch und dem kleinen Muttermal an ihrer Hüfte, das ihn verdammte, weil es all seine Lust und selbstsüchtige Gier so falsch machte.

Aber falsch oder nicht, und so selbstsüchtig es von ihm war, seinem Verlangen nach Alex nachzugeben, jetzt war er jenseits aller Selbstbeherrschung. Das Gefühl, sie unter sich zu haben, ließ das Feuer in seinem Blut wild aufflackern. Ihr Duft zog ihn wie ein Magnet zu dem samtigen Gekräusel zwischen ihren Beinen. Er küsste sie dort, benutzte Lippen, Zunge und Zähne, bis sie sich an seinem Mund wand. Und doch hörte er nicht auf. Er leckte und streichelte sie, bis sie sich unter ihm aufbäumte und in einem welterschütternden Orgasmus aufschrie. Und immer noch hörte er nicht auf.

Er küsste, leckte und streichelte sie weiter, bis er sie zu einem weiteren wilden Höhepunkt gebracht hatte, und dann, erst dann, kam er hoch und bedeckte sie mit seinem Körper, stieß tief in sie hinein und brüllte auf, als die heißen, nassen Wände ihrer Vagina sich um seinem pumpenden Schwanz zusammenzogen. Er stieß in sie und erkannte, dass auch er diese Wärme gebraucht hatte, dieses Gefühl, nicht allein zu sein - wenn auch nur für eine Weile. Er hatte Alex genauso gebraucht wie sie ihn.

Kades Orgasmus kündigte sich in seiner Schwanzwurzel an und wurde mit jedem hitzigen Stoß stärker. Heißer und heißer, fester und fester, bis er es keine Sekunde länger aushielt. Sein ganzer Körper spannte sich an, und er stieß, so tief sie ihn aufnehmen konnte, vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter und kam mit einem heiseren Schrei, als sein Samen in einem heißen Schwall in ihr explodierte.

Er hätte es nicht verhindern können, selbst wenn er es versucht hätte. Die Gefahr einer Schwangerschaft bestand nicht, solange kein Blutaustausch stattfand - aber selbst das erwies sich als größere Versuchung, als es sollte.

Kades Fänge schössen aus dem Zahnfleisch, als er sich in Alex' weiß glühender Hitze verlor. Er hörte ihren Puls rasen, spürte ihn im fiebrigen Echo seines eigenen Herzschlags. Und wo sein Mund in einer angespannten Grimasse an ihrer zarten Haut ruhte, spürte er nur knapp darunter das Rauschen und Hämmern ihres Blutes.

„Ach, verdammt... Alex“, zischte er, gequält von der Flut von Sinnesempfindungen, die sie in ihm auslöste.

Alles, was in ihm Stammesvampir war, forderte ihn auf, diese Frau für sich zu beanspruchen, sich ihr Blut genauso zu nehmen wie eben ihren Körper.

Kade biss heftig die Zähne zusammen, aber verdammt, leicht fiel es ihm nicht, diesem neuen Drang zu widerstehen. Er drehte sie von sich fort und drückte sich von hinten an sie, damit sie die Veränderung nicht sah, die die Leidenschaft in ihm ausgelöst hatte.

„Alles okay mit dir?“, fragte sie ihn, als er damit kämpfte, seine Impulse in Schach zu halten und einen letzten Rest von rationalem Denken zu behalten.

„Klar“, schaffte er nach einem Augenblick zu sagen. „Mir geht's besser, als ich es verdiene.“

„Mir auch“, sagte sie, und er hörte ihr Lächeln im schläfrigen Behagen ihrer Stimme, als ihr Atem warm und leicht über seinen Unterarm strich. „Falls du dich fragst, ob es bei mir als Pilotin mit zum Service gehört, mich mit meinen Kunden zu vergnügen - tut es nicht.“

„Gut“, sagte Kade, kaum mehr als ein Knurren, und drückte sie fester an seinen immer noch erhitzten Körper. Er wollte nicht, dass sie sich mit irgendjemand vergnügte, wie er in diesem Moment plötzlich erkannte. Der Gedanke hatte ihm schon vorher nicht gefallen, bevor das heute mit ihnen passiert war, und, verdammt noch mal, jetzt konnte er ihn überhaupt nicht mehr ertragen.

„Und du?“, fragte sie, als er die Decken über sie beide breitete, damit sie seine Glyphen nicht sah. „Was soll mit mir sein?“ „Machst du ... das oft?“

„Mich mit sexy nackten Buschpilotinnen aus Alaska mitten in der eisigen Wildnis zu vergnügen?“ Er schwieg eine Minute, als ob er ernsthaft über die Frage nachdachte. „Nö. Das war das erste Mal.“

Genau wie dieses wilde, besitzergreifende Gefühl, das immer noch in seinem Blut dröhnte beim Gedanken, dass Alex mit einem anderen Mann zusammen sein könnte. Er fragte sich müßig, ob es daran lag, dass sie eine Stammesgefährtin war, dass sie ihn von Anfang an so magisch angezogen hatte. Aber selbst als er darüber nachdachte, wusste er, dass das Muttermal, das sie mit der Schattenwelt verband, die er als Stammesvampir bewohnte, die geringste der Qualitäten war, die ihn an Alexandra Maguire anzogen. Und dass das Allerletzte, was er jetzt brauchte, emotionale Verwicklungen waren, und schon gar nicht mit einer Frau, die das Mal mit der Träne und der Mondsichel trug.

Aber er war schon verwickelt. Tatsächlich hatte er soeben eine an sich schon unmögliche Situation noch komplizierter gemacht.

Kade verfluchte sich dafür, so ein Vollidiot zu sein. Er küsste sie auf die Haare und hielt sie eng an sich gedrückt, während er darauf wartete, dass seine Augen wieder ihre normale Farbe annahmen und seine Fänge sich wieder einfuhren.

Es dauerte eine ganze Weile, und selbst nachdem sein Körper einen behaglichen Frieden gefunden hatte, wollte sein Hunger nach der Frau in seinen Armen nicht vergehen.

Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
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